Montag, 26. April 2010

26.04.2010 - Ruhig ist´s gewesen...

Hallo zusammen,

ruhig ists hergegangen in den letzten Tagen, was wiederum an fehlenden Internet-Terminals liegt...die Versorgung mit Internetanschluessen scheint hier entlang des Weges eher zurueckgangen zu sein denn zugenommen zu haben. Nun aber habe ich noch einmal die Gelegenheit, einen kurzen Bericht ueber unsere letzten Tage zu verfassen.
Am 22.04. sind wir, da meine Fussschmerzen schlimmer geworden sind und ich ohne Bandage quasi nicht mehr laufen konnte, wieder mit dem Bus gefahren. Wir haben den Plan verfolgt, welchen wir bereits vor unserer Reise gefasst hatten, die Meseta zwischen Burgos und Leon auszulassen und haben mittags den Bus direkt nach Leon genommen. In Leon quartierten wir uns in der staedtischen Herberge ein. Ein absoluter Hochgenuss...nach unserer Rueckkehr in der kommenden Woche werde ich ein Bild hierzu einstellen ;-) Der aeussere Eindruck truegt aber. Trotz etwa 200 Betten und Jugendgruppen um die 50 Personen herrscht eine familiaere Atmosphaere und wir hatten Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit dem ein oder anderen auf der Busfahrt getroffenen Mitpilger. Den Nachmittag nutzten wir zur Besichtigung der Kathedrale, welche waehrend sagenhafter 700 Jahre erbaut wurde und in 2010 aufgrund des Heiligen Jahres taeglich geoeffnet ist. Aufgrund der in Spanien ueblichen Essenszeiten ( ab etwa 20.00 Uhr abends sind die Kuechen in den Restaurants geoeffnet ), wichen wir heute mal "vom rechten Pfad ab" und versorgten uns im BURGER KING mit einem leckeren Menu. Bevor wieder Stimmen laut werden, ich wuerde den Weg nur wegen der kulinarischen Seite gehen...hey Leute, ich habe bereits 8 kg abgenommen ;-) Ob die Busfahrt oder das Essen uns so muede gemacht haben...keine Ahnung...aber um 20.30 Uhr lagen wir beide bereits schlummernd im Bett.
Am 23. morgens stellte ich kaum noch Schmerzen im Fuss fest und so beschlossen wir, eine kurze Etappe von rund 20 km nach Villadangos del Paramo zu wandern. Eine einigermassen sichere Angelegenheit, verlaeuft der Weg doch ausschliesslich am Rande der Nationalstrasse 120 nach Astorga und so haetten wir Gelegenheit, falls die Gesundheit uns einen Strich durch die Rechnung machen wuerde, in einigen kleinen Doerfern einen Bus zu entern. War aber nicht noetig. Bei prima Wetter, wie wir es ueberhaupt fast waehrend unserer gesamten Reise geniessen konnten, schafften wir die vollstaendigen 20 km. Mehr haetten es aber auch nicht sein duerfen. Die Herberge in Villadangos kommt sauber und gemuetlich daher mit Feldbetten und einer schoenen Kueche. Am Abend sorgte eine Englaenderin dann fuer Erheiterung, die jeden Schnarcher im 50 Personen-Schlafsaal zur Ordnung rief und aufforderte, den Raum zu wechseln...herrlich...ich weiss nicht, was die Leute manchmal von Herbergen erwarten...sie sind zwar in den allermeisten Faellen hygienisch in Ordnung und der Standard ist, vor allem in den privaten Herbergen, deutlich hoeher als Hapes Buch es glauben macht, aber von einem Hotel sind sie dort weit entfernt. Auf jeden Fall schaffte es die nette Dame nicht, auch nur einen Schnarcher zum Umziehen zu bewegen. Wer haette es gedacht ;-) Sehr nett war uebrigens ein Erlebnis in einer oertlichen Bar...aufgrund einer Fiesta in Kastilien und Leon waren alle Geschaefte heute geschlossen und wir mussten uns in besagter Bar mit einigen Getraenken versorgen. Wir wurden mit grossem Hallo von den Bewohnern des Dorfes, welche scheinbar vollzaehlig versammelt waren, begruesst und man wollte uns in die Geheimnisse eines Kartenspiels einweihen, welches hier foermlich zelebriert wird. Ich kennen nach anderthalbstuendigem Beobachten nun auch die Regeln. Es gewinnt, wer am Lautesten bruellt ;-))
Am 24. setzten wir unseren Weg in aller Herrgottsfruehe in Richtung Astorga fort. Die Etappe waere insgesamt 33 km lang, also stand fuer uns fest, dass wir einen Teil mit dem Bus absolvieren wuedern. Wir schafften insgesamt 15 km nach Hospital de Orbigo, wo es vor zwei Jahren in einer Bar einen herrlichen Sandkuchen gab. Auch vorgestern wieder...hmmm...alle Piler werden in dieser Bar aufgefordert, sich in einem Gaestebuch zu verewigen und als wir unseren Eintrag abgeschlossen hatten, erinnerte sich die Kellnerin allen Ernstes noch daran, dass wir vor zwei Jahren schon mal da waren und kramt das damalige Buch und unseren Eintrag raus...wirklich suess. Mit dem Bus legten wir dann die restlichen 17 km nach Astorga zurueck und suchten eine Schlafgelegenheit in der Herberge der "Freunde des Caminos Astorga". Hospitalero war Alfredo, ein wirklich netter Mensch, welcher sich extremst freute, als er hoerte, dass wir aus Aachen kommen...er ist den Jakobsweg von Hoexter nach Aachen im Jahr 2002 gegangen und schwaermte in den hoechsten Toenen von unserer Heimatstadt. Er gab uns eine Karte mit allen Jakobswegen in Westdeutschlnd mit. Ein beeindruckendes Netz und wir begannen bereits, Plaene fuer unseren naechsten Camino zu schmieden. Nijmegen bis Luettich waere sicher toll oder auch Koeln bis Trier, die Strecke, die ein ehemaliger Kollege vor einiger Zeit gegangen ist und darueber sein Buch "Mein dritter Weg" veoeffentlicht hat. Wir besichtigten in Astorga das roemische Museum und die Kathedrale. Den GAUDI-Palast liessen wir aussen vor...wir hatten ihn vor zwei Jahren schon gesehen und er ist nur von aussen beeindruckend. Am Abend wurden wir von Alfredo gebeten, uns im Online-Gaestebuch der Herberge zu verewigen. Das haben wir natuerlich gerne gemacht. Das Ergebnis ist online und Ihr koennt es unter www.pilgrimportrait.com sehen.
Gestern, am 25. legten wir dann wieder eine Busetappe ein, um unserem Ziel deutlich naeher zu kommen. Wir fuhren mit dem Bus nach Lugo, die Hauptstadt der Region, ohne zu wissen, wie wir weiterkommen wuerden, da es kein wirklich landesweites Busnetz gibt, sondern jeder Informationsschalter nur Infos ueber einen Umkreis von 20 km geben kann. In Lugo angekommen fanden wir aber sofort eine anschliessende Busverbindung, welche uns nach Melide und somit zurueck auf den Camino brachte. Wir waren dann noch 50 km von Santiago entfernt und diese 50 km wollten wir wieder per Pedes absolvieren. Melide hat uebrigens den Ruf, den besten Pulpo ( Oktopus ) Spaniens zu servieren und Meli wollte sich von mir nicht eines Besseren belehren lassen. So verschlug es uns in eine Pulperia, in welcher die Krake vor den Augen des Gastes in riesigen Kesseln gekocht, anschliessend zerhackt und serviert wurde. Angesichts der Tentakel und der Saugnaepfe auf dem Teller entschied ich mich lieber fuer einen Salatteller. Ich probierte trotzdem mal an Melis Pulpo, welcher mit Olivenoel und Paprika serviert wurde...nicht schlecht...muesste nur anders aussehen, dann waers sogar klasse. Aber so...nee, danke! Nach dem Essen sassen wir noch fuer einige Zeit auf dem Marktplatz von Melide und schauten den Nachwuchstalenten der Primera Division beim Fussballspielen zu. Das war lustig, da neben uns einige aeltere Damen auf einer Bank sassen und immer wieder unfreiwillig in das Spiel mit einbezogen wurden ;-) Die oertliche Herberge wurde uebrigens in unserem Jakobsweg-Fuehrer als "stark renovierungsbeduerftig" beschrieben. Diese Renovierung wurde aktuell auch durchgefuehrt, weswegen die Herberge als Containerdorf in einer Messehalle aufgebaut war. Fuer eine Nacht durchaus brauchbar, wenn sich nicht einige Spanier das wahnwitzige Ziel gesetzt haetten, heute die letzten 50 km nach Santiago zu gehen und daher um 4.30 aufgebrochen waeren. Um 7.00 Uhr gings dann auch fuer uns auf die drittletzte Etappe nach Arzua. Galizien bietet mit Eukalyptuswaeldern, Palmen und den bekannten Kornspeichern eine idyllische Atmosphaere. Die heutigen 15 Kilometer liefen trotz des bekannten Zipperleins im Fuss wie geschmiert, und so kamen wir schon um 13.00 Uhr mit einem leichten Sonnenbrand in Arzua an und bezogen unsere Betten in der privaten Herberge "Don Quijote". Die Duschen hier sind ungefaehr so gross wie unsere Kueche, dazu gibts Waschmaschine ( dringend noetig ), Trockner und Internet. Also alles, was wir brauchen. Bevor ich diesen Post begonnen habe, habe ich mich auf der Website der RYANAIR vergewissert, dass unser Flug auch am 1. Mai planmaessig startet. Alles laeuft also momentan nach Plan. Morgen gehts nach Arca O Piño und uebernmorgen am Flughafen vorbei auf die letzten 20 km nach Santiago. Wenn es das Internet-Cafe in Arca noch gibt, werde ich morgen wieder berichten. Fuer heute habe ich noch einen Spruch des Tages:
Die größte Gefahr im Leben ist, daß man zu vorsichtig wird. (Alfred Adler)

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