Sonntag, 18. April 2010

18.04.2010 - Ventosa - Santo Domingo de la Calzada ( 32 km )

Um 6.00 Uhr frueh wurden wir heute mit klassischer Musik von Haendel und Bach geweckt. Wir nahmen uns eine halbe Stunde Zeit zum Aufstehen, hatten wir doch gestern schon alle Klamotten fuer die heutige Mammut-Etappe nach Santo Domingo zurechtgelegt. Meine Laune nach dem Aufstehen, mit dem ich zu Hause gar keine Probleme habe, schwankt hier zwischen missmutig und latent aggressiv ;-) Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Herbergs"eltern" nachts die Uhr um einige Stunden vordrehen, um die Pilger schneller loszuwerden. Nach dem kurzen Verarzten unserer Blessuren informierten wir uns, was die Anderen fuer heute so planten. Ralf und Marlies hats, wie gestern schon angedeutet, uebel erwischt und sie werden nur 8 km wandern und sich das Gepaeck vorschicken lassen. Annette moechte auch nur 16 km nach Azofra gehen und so scheinen wir die Einzigen, die sich angesichts dreier anspruchsvoller Berge auf die 32 km nach Santo Domingo aufmachten. Wir verabschiedeten uns mit ein paar zerdrueckten Traenchen von Ralf und Marlies, die wir wohl nicht mehr wiedersehen werden, nicht ohne vorher noch email-Adressen und Telefonnummern zu tauschen. Anschliessend brachen wir bei nebliger und kalter Morgenstimmung auf. Die Tatsache, dass wir heute mal "unter uns" waren, gab uns die Gelegenheit, mal ueber Dinge zu quatschen, die uns beide aktuell beschaeftigen und ich muss sagen, die Ruhe hat uns wirklich viel gebracht. Unterstuetzt von einer Landschaft, die mit der eintoenigen Hochebene der Rioja Alta nicht wirklich viel hergab und somit auch nicht ablenken konnte, haben wir uns waehrend der 10 Wanderstunden wirklich mal Zeit fuer uns selber nehmen koennen, ohne auf das Tempo oder die Befindlichkeiten der Mitpilger Acht geben zu muessen. Zwei lange Pausen in Azofra und Cirinuela sorgten fuer die noetigen Erfrischungen und nach einem ergiebigen Regenguss trafen wir gegen 17:00 Uhr in Santo Domingo ein. Sicher kennen einige von Euch die Legende mit Huhn und Hahn in der oertlichen Kathedrale...falls nein...bitte schoen: Im Mittelalter wanderte ein junger deutscher Pilger nach Santiago und traf mit seinen Eltern in Santo Domingo ein. Dort verliebte sich eine Bauerstochter in den jungen Mann, der die Liebe jedoch nicht erwiderte. Aus Frust bezichtigte die Frau ( wie sie eben so sind ;-)) den jungen Pilger des Diebstahls und er wurde zum Tode durch den Strang verurteilt. Als die Eltern auf ihrer Rueckreise wieder durch Santo Domingo kamen, fanden sie ihren Sohn, zwar am Strang haengend, aber lebend, auf den Schultern des heiligen Domingo sitzend. Sie baten beim Richter um Gnade fuer ihren Sohn, als dieser gerade ein Brathaehnchen verspeiste. Er erwiderte: "Euer Sohn ist so tot wie dieses Haehnchen", als sich das Haehnchen vom Teller erhob und aus dem Fenster flog. Seitdem befinden sich in der Kathedrale von Santo Domingo Huhn und Hahn. Diesen beiden werden wir gleich einen Besuch abstatten und bei dieser Gelegenheit eine Messe mit Pilgersegen und anschliessendem Chorkonzert besuchen.

Vorher aber noch der Spruch des Tages:
Vorsicht bei einem Weg ohne Hindernisse...moeglicherweise fuehrt er Dich nirgendwo hin... ( aus der Herberge von Santo Domingo de la Calzada )

Viele Gruesse
Horst

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr zwei :)

    auch wenn man nicht ständig irgendeinen Kommentar abgeben kann, ist es richtig schön, hier Eure Erlebnisse zu "erlesen". Ich freu mich immer auf den neuen Tag, wenn wieder was von Euch beiden hier steht...

    Ich hab im Übrigen auch mal einen Spruch des Tages (angesichts der Tatsache, dass ich zum Smart-Fahren verdonnert bin):
    "Nimm alles, wie es kommt. Es wird sich schon jemand was dabei gedacht haben."

    Liebste Knuddler von uns an Euch

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